40 Jahre ASG-Fellowship - in Memoriam Hans Mau

1975 stellte Hans Mau, der nach der langen Isolation der deutschen Orthopädie nach dem Krieg in den Jahren 54/55 Absolvent des „Fulbright-Stipendiums“ war, als DGOT-Präsident der Fachgesellschaft in Baden-Baden die Idee eines anglo-amerikanischen Reise-Stipendiums der drei deutschsprachigen Länder Österreich, Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland vor. Das Stipendium sollte dem angesehenen ABC (American-British-Canadian) –Traveling-Fellowship nachempfunden werden. Mitinitiatoren waren Franz Endler für die Österreichische und Erwin Morscher für die Schweizerische Gesellschaft für Orthopädie.
Ziel des Stipendiums sollte sein, ausgewählten, wissenschaftlich engagierten jüngeren Kollegen die Möglichkeit zu geben, durch den Besuch hervorragender Kliniken des Auslandes ihren fachlichen Horizont zu erweitern und persönliche Kontakte zu ausländischen Kollegen anzuknüpfen. Auch sollten die Fellows die Deutschsprachige Orthopädie in den bereisten Ländern repräsentieren und über eigene Forschungsprojekte und Ergebnisse berichten können.

Am 1. April 1978 begründeten die damaligen Präsidenten der Deutschen, Österreichischen und Schweizer Orthopädischen Fachgesellschaften Alfred Nikolaus Witt, Hans Hofer, Pièrre Scholder-Hegi und Hans Willenegger ein jährlich zu vergebendes Fortbildungsstipendium für einen gemeinsamen, sechswöchigen Besuch englischer, nordamerikanischer und kanadischer orthopädischer Zentren. Das ASG (Austria-Swiss-Germany) – Reisestipendium war gegründet.

1979 reiste die erste Stipendiengruppe in die anglo-amerikanischen Länder: Günter Janssen, Udo Rodegerdts, Karl Zweymüller und Alex Staubli.
Es folgten jährlich 4 Kollegen, deren Namen sich heute wie das „who is who“ der deutschsprachigen Orthopädie lesen.

Der Stipendienkommission gehörten für Österreich zunächst Franz Endler/Wien, später Hans Hofer/Salzburg, dann Ulrich Dorn/Salzburg und aktuell Martin Krismer/Innsbruck an, die Schweiz wechselte mit den amtierenden Präsidenten der Fachgesellschaft, begonnen mit Pièrre Scholder-Hegi/Lausanne, Erwin Morscher/Basel, Adam Schreiber/Zürich, Markus Kuster/St. Gallen. Zur Zeit ist José Romero/Zürich dauerhaft verantwortlich für das ASG-Fellowship der Schweiz und beständiges Mitglied der Kommission.

Larry Marsh und Michael Yaszemski
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Vertretend für die DGOT war Hans Mau/Tübingen bis zu seiner Emeritierung langjähriger  Vorsitzender der Stipendien-Kommission , wurde erstes Ehrenmitglied des Freundeskreises der ASG-Fellows und galt als „Vater der Fellows“. Er wurde von Jochen Eulert/Würzburg abgelöst, der zuvor schon Hans-Lothar Henkel/Lindenlohe als Sekretär abgelöst hatte. Seine Nachfolge trat ab 1987 Hans-Werner Springorum/Bad Mergentheim an. Auf Jochen Eulert/Würzburg als Vorsitzendem der Kommission folgten Joachim Hassenflug/Kiel und  Heiko Reichel/Ulm.
Die Auswahl der deutschsprachigen ASG-Fellows erfolgt durch die drei beteiligten Fachgesellschaften der Länder und durch die Stipendienkommission. Das typische Bewerberprofil schließt die Habilitation ein, ebenso Oberarztpositionserfahrung und eine Empfehlung des Klinikdirektors. Das 40. Lebensjahr sollte nicht wesentlich überschritten sein. (Zusammensetzung der Kommission und näheres zur Bewerbung siehe www.asg-fellows.de).

Weitere internationale Bedeutung erlangte das Fellowship durch die Aufnahme in das „Emerging Leadership-Programm der American Association of Orthopaedics (AOA) im Jahre 1984. William J. Kane/Chicago war hier seinerzeit der Motor der engeren Anbindung des Fellowships an die AOA, seinen Nachfolgern James Urbaniac, Dean McEwan und vor allem Stewart Weinstein aus Iowa gebührt besonderer Dank für den Einsatz um die weitere Etablierung des Fellowships in den USA.
Erfreulicherweise besuchten somit seit 1998 im jährlichen Wechsel auch amerikanische, britische und kanadische Orthopäden universitäre Zentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die ersten Fellows aus USA waren Larry Marsh und Michael Yaszemski, die sich auch weiterhin vor Ort stark für das Fellowship engagieren.

Die erlebte Gastfreundschaft konnte seither erwidert werden und ein echtes Austauschprogramm wurde institutionalisiert . Rechts Jochen Eulert mit den Angloamerikanischen ASG-Fellows der Gruppe 2004 Ross K. Leighton, Joseph Borrelli, Peter B. Briggs in Würzburg

Die Organisation der Reise der angloamerikanischen Fellows hat Rüdiger Krauspe/Düsseldorf übernommen und ein eigenes, nun schon traditionelles Symposium der Fellows an der Saar wird von Christoph Zilkens/Düsseldorf - in die Reise der Fellows durch Deutschland eingebettet - organisiert.

Hans-Werner Springorum reiste 1983 gemeinsam mit Winfried Winkelmann, Niki Böhler, und Rudolf Johner:

Begeistert von den Erfahrungen der Reise entstand bei der Gruppe die Idee einer Alumni-Assoziation, die 1984 gegründet wurde. Hans-Werner Springorum übernahm er nicht nur die Funktion des Sekretärs der Stipendienkommission, sondern auch den „Kreis der ASG-Fellows“. Rührig organisierte er die Treffen und weitere Fortentwicklung des Fellowships. Seither treffen sich die Fellows auf den Kongressen in Baden-Baden und Berlin, und auf dem AAOS – Meeting in den USA.
Als langjährigem ASG-Sekretär verdankt der Kreis ihm nicht nur eine eigene Krawatte und ein Halstuch und viele launige Reden.
Besondere Bedeutung hatte über Jahre die Etablierung der nach dem Vorbild der „Instructional Courses“ der AAOS entstanden Fort- und Weiterbildungskurse der ASG-Fellows. Diese bildeten einen festen Bestandteil der Deutschen Orthopädenkongresse.  Hans- Werner Springorum und Bernd-Dietrich Katthagen sammelten die Inhalte der Fortbildungen als Beiträge in ASG-Kursbüchern und gaben 1990-1996 unter dem Titel „Aktuelle Schwerpunkte der Orthopädie“ im Thieme Verlag eine  Buchreihe heraus.
Andreas Imhoff, Jörg Jerosch, und Jürgen Heisel führten die Herausgabe von ASG- Kursbüchern später im Steinkopff-Verlag unter dem Titel „Aktuelle Schwerpunkte der Orthopädie“ - nach topographischen Gesichtspunkten gegliedert - ab 1999 über Jahre erfolgreich fort.
 
Bislang reisten insgesamt 141 deutschsprachige und 29 angloamerikanische Fellows, 7 davon weiblich (Anke Eckardt, Susanne Fuchs, Andrea Meurer, Catharina Chiari, Susan Scherl, Andrea Veljkovic, Susan Bukata).
Als Ehrenmitglieder wurden Bob Salter, Dean McEwen, Stuart Weinstein, Hans Hofer, Hans Mau, Adam Schreiber, Dietrich Tönnis, Erwin Morscher, Jochen Eulert, Hans-Werner Springorum, Reinhard Graf und Ulrich Dorn für ihre Verdienste um das Fellowship geehrt.

Jährlich in Baden-Baden präsentieren die neuen Fellows in der öffentlichen Sitzung der ASG-Fellows ihre Forschungsergebnisse, beim anschliessenden Treffen hört der Freundeskreis einen Bericht über die Reise. Rechts die Reisegruppe 2017 mit „Alt“-Fellows in Baden-Baden 2016 (von links nach rechts: Jose Romero/Zürich, Samy Bouaicha/Zürich, Gerald Gruber/Graz, Stefan Landgraeber/Essen, Björn Rath/Aachen, Anke Eckardt/Münchenstein, Werner Siebert/Kassel, Hans-Werner Springorum/Bad Mergentheim, Heiko Reichel/Ulm)

Für uns alle war die Erfahrung dieses Fellowships nicht nur eine besondere Auszeichnung und Anerkennung unseres beruflichen Engagements durch unsere Klinikchefs und die Fachgesellschaften, sondern auch ein einmaliges Erlebnis, prägend hinsichtlich der vielfältigen Einblicke in die Orthopädische Chirurgie anderer Länder, der tiefen Eindrücke der Gastfreundschaft und oftmals auch des Entstehens lebenslanger Freundschaften innerhalb der Reisegruppe und mit manchem Gastgeber.

Insofern gilt unser Dank unseren Fachgesellschaften, weil sie jüngeren, hoffnungsvollen Kollegen diese Erfahrungen ermöglichen.  Rechts Thomas Moores, Susan Bukata und Neil Sheth (ASG-Fellows 2018) in Innsbruck.

Jochen Eulert mit den Angloamerikanischen ASG-Fellows der Gruppe 2004 Ross K. Leighton, Joseph Borrelli, Peter B. Briggs in Würzburg.
Hans-Werner Springorum reiste 1983 gemeinsam mit Winfried Winkelmann, Niki Böhler, und Rudolf Johner
(von links nach rechts: Jose Romero/Zürich, Samy Bouaicha/Zürich, Gerald Gruber/Graz, Stefan Landgraeber/Essen, Björn Rath/Aachen, Anke Eckardt/Münchenstein, Werner Siebert/Kassel, Hans-Werner Springorum/Bad Mergentheim, Heiko Reichel/Ulm)
Thomas Moores, Susan Bukata und Neil Sheth (ASG-Fellows 2018) in Innsbruck.

Im Folgenden findet sich eine Publikation von Prof. Hans Mau aus den „Orthopädie Mitteilungen“, in denen er die Statuten des ASG-Fellowships – wie sie im Wesentlichen auch heute noch gelten – im Jahre 1992 zusammenfasst:

Nach jahrelanger Isolation der Deutschen Orthopädie war der Verfasser, glücklicher Empfänger eines 1-jährigen nordamerikanischen Fulbright-Reisestipendiums, als junger Facharzt 1954/55 stark beeindruckt von den Leistungen der führenden anglo-amerikanischen Orthopädie, die bei uns damals noch wenig bekannt und anerkannt waren. Um so mehr spürte er das Bedürfnis, ja die Notwendigkeit, das Erlebnis einer ähnlichen Rundreise möglichst vielen jungen Fachkollegen zu vermitteln, nicht zuletzt, um die dortigen organisatorischen Formen und Arbeitsweisen kennen zu lernen und auf unsere Verhältnisse zu übertragen, soweit sich das als zweckmäßig erweisen sollte. Die Zeit war aber noch nicht reif.

Zwar genossen in der DGOT auch unter der Präsidentschaft des Autors 20 Jahre später, 1974 bis 1975, berufspolitische Themen, wie das Verhältnis zur Traumatologie, Kinderchirurgie, Röntgenologie, Rheumatologie, Chirotherapie usw. als „Dauerbrenner“ Priorität; es gelang jedoch Ende 1974 einen Grundsatzbeschluss des Vorstandes der DGOT zu erwirken, dem Projekt eines anglo-amerikanischen Reise-Stipendiums der drei deutschsprachigen Länder Österreich, Schweiz und der Bundesrepublik näher zu treten. Dieses sollte dem angesehenen ABC Travelling Fellowship (Amerika, Britannien, Canada, später auch weitere Commonwealth-Länder) nachempfun­den werden. Die entsprechende Kommission bestand aus den Herrn ENDLER, Wien, und MORSCHER, Basel, als Vertreter ihrer Fachgesellschaften, ferner L. HENKEL, früher Tübingen (der die englischen Verhältnisse, zumal als Mitglied der Gridlestone-Society, kannte), als Sekretär, und dem Verfasser als Vorsitzenden.

Die von Herrn HENKEL, dem Vorstand der DGOT am 3.5.1975 in Baden-Baden unterbreiteten und akzeptierten Vorstellungen lauteten wie folgt: „In einem Schreiben an die Präsidenten der österreichischen und schweizerischen orthopädischen Gesellschaften, Herrn Prof. ENDLER und Herrn Prof. MORSCHER, vom 11.12.74 hat der Präsident der GDOT die Errichtung eines Reisestipendiums der DGOT angeregt.

Ziel des Stipendiums soll sein, ausgewählten jüngeren Fachkollegen die Möglichkeit zu geben, durch den Besuch hervorragender Kliniken des Auslandes ihren fachlichen Horizont zu erweitern und persönliche Kontakte zu ausländischen Kollegen anzuknüpfen.

In einer Vorbesprechung zwischen den Herren Prof. H. MAU, Prof. F. ENDLER, Prof. E. MORSCHER und dem Vortragenden wurden folgende Grundzüge des geplanten Stipendiums erarbeitet, welche am Folgetage dem Vorstand der DGOT vorgelegt wurden:

  1. Träger des Stipendiums sollen die Deutsche, Österreichische und Schweizerische Orthopädische Gesellschaft sein.
  2. Das Stipendium soll, wenn möglich, jährlich ausgeschrieben werden.
  3. Eine aus Mitgliedern der 3 beteiligten Gesellschaften zu bildende Kommission soll aus dem Kreis der Bewerber geeignete Stipendiaten auswählen.
  4. Voraussetzung für die Auswahl sollen die Facharztanerkennung in der Orthopädie, der Nachweis wissenschaftlicher Beiträge und die erforderlichen Sprachkenntnisse sein.
    Darüber hinaus sollen die Bewerber über ausreichende Kenntnisse der Fachliteratur und der Arbeitsgebiete der zu besuchenden Länder und Kliniken verfügen.
  5. Ein kurzer Einführungskurs soll die Stipendiaten auf die Reise vorbereiten.
  6. Die Reisestipendiaten sollen als Vierergruppe auftreten, die sich möglichst aus 2 deutschen, einem österreichischen und einem Schweizer Kollegen zusammensetzt.
  7. Die Reiseroute und die dabei zu besuchenden Einrichtungen werden von der Kommission festgelegt und können dabei die Interessen der Stipendiaten berücksichtigen. Für die Gestaltung des Programms soll die Hilfe von Fachkollegen des Gastlandes in Anspruch genommen werden, die persönliche Bindungen zu Mitgliedern der beteiligten Gesellschaften oder der Kommission haben. Dadurch soll – besser als durch eine offizielle Planung durch die Gesellschaft der Gastländer – eine enge Betreuung ermöglicht werden. Zu gegebener Zeit sollen die orthopädischen Gesellschaften der zu besuchenden Länder von dem Vorhaben unterrichtet werden.
  8. Die Stipendiaten sollen in der Lage sein, eigene oder Ergebnisse ihrer Kliniken an den zu besuchenden Kliniken des Gastlandes vorzutragen. Dadurch soll an Stelle einer nur passiven Aufnahme von Eindrücken ein Austausch von Kenntnissen gepflegt werden.
  9. Die Planung der Reise soll den Besuch eines größeren Kongresses des Gastlandes oder der Gastländer ermöglichen.
  10. Die Dauer der Reise soll ca. 6 Wochen betragen.
  11. Die ungefähren Kosten für eine Kollegen und eine 6-wöchige Reise werden auf ca. 4 000 bis 6 000 € geschätzt.
  12. Als erste zu besuchende Länder wurden England und die USA ins Auge gefasst.
    Die Kosten sollen getragen werden:
    a)  durch eine zumutbare Selbstbeteiligung der Stipdendiaten,
    b)  durch Beiträge der das Stipendium tragenden Gesellschaften nach Maßgabe ihrer finanziellen Leistungskraft,
    c)  in der Hauptsache durch Spenden der Industrie, wobei insbesondere an international tätige Instrumenten- und Implantathersteller gedacht worden ist.

In der ersten Stufe der Realisierung des Reisestipendiums ist folgendes Vorgehen geplant:

  1. Es soll die Billigung des geplanten Reisestipendiums durch die maßgebenden Gremien der beteiligten Gesellschaften eingeholt werden;
  2. die an der Vorbesprechung beteiligten Herren werden an geeignete Firmen herantreten, um eine Finanzierung zu sichern.

Priv. Doz. Dr. HENKEL
Chefarzt der Orthopäd. Klinik Lindenlohe

Statuten

„Fortbildungsstipendium“

der deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie (DGOT), der Österreichischen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, der Schweizerischen Gesellschaft für Orthopädie

  • „Die orthopädischen Gesellschaften der 3 deutschsprachigen Länder begründeten zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und zur Knüpfung engerer internationaler Beziehungen ab 1.4.1978 ein jährlich zu vergebendes Fortbildungsstipendium für einen gemeinsamen, etwa sechswöchigen Besuch englischer und nordamerikanischer sowie kanadischer orthopädischer Zentren. Die Reisegruppe sollte im Allgemeinen aus zwei deutschen, einem österreichischen und einem schweizerischen Kollegen bestehen.
  • Die Organisation des Stipendiums liegt in den Händen einer von den 3 nationalen Fachgesellschaften aufgestellten „Stipendien-Kommission“, bestehend aus den Herren
    Prof. EULERT, Würzburg als Leiter (Stellvertreter: Prof. MAU, Tübingen),
    Prof. HOFER, Salzburg (Stellvertreter: Prof. BAUER, Innsbruck)
    Prof. SCHREIBER, Zürich (Stell­vertreter: Prof. MORSCHER, Basel)
    Prof. TÖNNIS, Dortmund
    Prof. SPRINGORUM, Bad Mergent­heim, als Sekretär
    Die Kommission arbeitet in Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden des Exchange Fellowship Komitees der American Orthopaedic Association die Reiseroute für die USA und Kanada aus und bereitet die jeweiligen Aufenthalte vor.
  • Als Bewerber kommen in der Regel nur wissenschaftlich qualifizierte Fachärzte für Orthopädie, die zum letzten Bewerbungstermin nicht über 45 Jahre alt sind, aus Österreich, der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland in Betracht. Sie müssen über englische Sprachkenntnisse verfügen sowie in der Lage sein, Vorträge über eigene Forschungsergebnisse zu halten.
  • Die Aufforderung zur Einreichung von Bewerbungen wird regelmäßig in den „Mitteilungen“ der 3 Fachgesellschaften unter Angabe des spätesten Termins und Benennung der beizufügenden Unterlagen veröffentlicht.
  • Die Bewerbungen sind unter Beilegung eines kurzen Lebenslaufes, eines Verzeichnisses der wissenschaftlichen Veröffentlichungen, einer Beurteilung des Bewerbers durch den Klinikdirektor bzw. Chefarzt und unter Angabe spezieller Interessen bis zum 31. März eines jeden Jahres an den Leiter der Stipendien-Kommission einzureichen.
  • Die Prüfung der Bewerbung erfolgt durch die Stipendien-Kommission, unter Hinzuziehung der Stellvertreter im Verhinderungsfall. Befindet sich unter den Bewerbern ein Mitarbeiter oder Verwandter von Kommissionsmitgliedern, so scheidet dieses Mitglied aus.
    Die Kommission schlägt den Vorständen der 3 Fachgesellschaften unter Vorlage der gesamten Bewerberliste je 1 bzw. 2 Bewerber zur endgültigen Verleihung der Stipendien vor.
  • Die Wiederholung des Fortbildungsstipendiums ist ausgeschlossen.
  • Die jährliche Finanzierung wird von den 3 nationalen Fachgesellschaften und von Dritten (AO International und Aesculap-Werke AG jeweils zunächst für 3 Jahre, ebenso der G. Thieme Verlag, Stuttgart) gewährleistet. Für jeden Stipendiaten stehen z. Z. 5 000 US-$ zur Verfügung. Hinzu tritt eine ergänzende Selbstbeteiligung.
  • Die Mittel werden von den Trägern auf ein Sonderkonto des Kommissionsvorsitzenden spätestens bis zum 31.1. eines jeden Jahres überwiesen, ausschließlich der Selbstbeteiligungssummen. Der einzelne Betrag von jeweils 4 000 US-$ kann von den Stipendiaten 2 Monate vor Antritt der Reise beim Kommissionsvorsitzenden angefordert werden, der restliche Betrag von 1 000 US-$ erst nach Abgabe der Belege und des gemeinsamen Berichtes (s. X. und XI.). Die Summe verfällt, wenn die gemeinsame Reise nicht wie vorgesehen angetreten wurde.
  • Nach Abschluss der Reise haben die Stipendiaten die Belege dem Kommissionsvorsitzenden der DGOT umgehend einzureichen. Sie müssen den finanzamtlichen Bedingungen wissenschaftlicher Gesellschaften in der BRD genügen. Der Kommissionsvorsitzende bestätigt die sachliche Richtigkeit und erstellt am Jahresende den Einnahme- und Ausgabebericht für den Schatzmeister der DGOT.
  • Außerdem ist spätestens 2 Monate nach Rückkehr ein gemeinsamer Bericht über den Besuch der einzelnen Kliniken, über Tagungen, eigene Vorträge usw. an den Leiter der Stipendien-Kommission zu übermitteln. Dieser Bericht soll veröffentlichungsreif sein.“
  • Mit kleinen Änderungen der Finanzierung und des Reisealters – es wurde von 40 auf ausnahmsweise 45 Jahre heraufgesetzt – gleichen diese Statuten der ersten Fassung. Statt von einem Forschungsstipendium wird heute, wirklichkeitsnäher, eher von einem Reisestipendium gesprochen, und seit 1980, entsprechend einem Vorschlag EULERTs, von dem ASG-fellowship (Austria-Switzerland, Germany).

Die Stipendien­kommission

a) Zusammensetzung

Sie bestand ursprünglich von österreichischer Seite aus Herrn ENDLER, Wien, später Herrn HOFER, Salzburg, von Schweizer Seite jeweils aus dem drei Jahre amtierenden Präsidenten der Gesellschaft, Herrn SCHOLDER-HEGI, Lausanne, Herrn MORSCHER, Basel und jetzt Herrn SCHREIBER, Zürich. Die Schweizer wünschten grundsätzlich keine Dauerbesetzung der Kommission, während der Verfassung als Kommissionsvorsitzender bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst Ende 1986 für die Vorbereitungen der Gruppenreisen persönliche Beziehungen und die Kontinuität als wesentliche Hilfe ansahen.

Sein Nachfolger wurde ab 1987 Herr EULERT/Würzburg, der vorher schon Herrn HENKEL/Lindenhohe als Sekretär im Herbst 1983 abgelöst hatte. Herr HENKEL hat sich durch seine guten Kenntnisse der anglo-amerikanischen Szene und seinen erheblichen persönlichen, selbstlosen Einsatz ganz besondere Verdienste um die Entwicklung dieses Stipendiums und die Organisation der früheren Reisen erworben. Nachfolger Herrn EULERTs als Sekretär wurde Anfang 1987 Herr SPRINGORUM, Bad Mergentheim, womit von deutscher Seite bereits zwei ehemalige Stipendiaten das weitere Schicksal des Stipendiums entscheidend bestimmen. Seit Jahren vertritt Herr TÖNIS, Dortmund, als dritter Vertreter die Bundesrepublik, zugleich auch die Interessen des ehemaligen deutsch-chilenischen Stipendiums.

b) Auswahl der Kandidaten

Die dem Kommissionsvorsitzenden aus den drei Ländern übermittelten Bewerbungsunterlagen werden allen Kommissionsmitgliedern zur Abgabe eines schriftlichen Votums zugeleitet. Auf der einmal jährlich stattfindenden Kommissionssitzung während des Baden-Badeners Frühjahrskongresses erfolgt die endgültige Auswahl, die alsbald danach durch die jeweiligen Fachgesellschaften bestätigt werden muss.

Der Wert des Stipendiums wurde anfangs von deutscher Seite nicht erkannt, und es mussten einige Klinikchefs zur Ermunterung von Bewerbungen ihrer Mitarbeiter angeschrieben werden; heute liegen jährlich zahlreiche Gesuchte vor, ein überqualifizierter Bewerber wurde bereits deshalb abgelehnt. Umgekehrt ist von österreichischer und schweizer Seite auch schon die Sorge geäußert worden, dass nicht genügend qualifizierte Bewerber aus ihren Ländern vorhanden sein könnten. Echte diesbezügliche Probleme traten bisher nicht auf. Bei annähernd gleicher Qualität musste in der Kommission nur selten formal mit einfacher Mehrheit abgestimmt werden.

Da von den Firmen und Gesellschaften jährlich beträchtliche Geldbeträge zur Verfügung gestellt werden, gründet sich die Auswahl, jedes Jahr wieder neu, in allererster Linie auf Qualitätsmerkmale, also auf die bisherigen wissenschaftlichen Leistungen im Bereich der klinischen und Grundlagenforschung – die in den Gastländern ebenfalls auf großes Interesse stößt –, sowie die prospektiven Potenzen der Bewerber. Erst in zweiter Linie spielt die Fächerung der Interessen eine Rolle, da die Diskussion der von den Gastgebern sowie von den Stipendiaten jeweils gehaltenen, etwa 15-minütigen Vorträge verschiedene Spezialgebiete umfasst, von denen die Traumatologie in den USA besonders gefragt ist. Letztlich sollte auch eine Streuung in der Auswahl erfolgen und möglichst den Bewerbern verschiedener Kliniken eine Chance gegeben werden.

Von Anfang an erstrebte der Kommissionsvorsitzende die Aufnahme eines qualifizierten Fachkollegen aus der DDR, und zwar mit Hilfe westdeutscher, österreichischer und schweizer Stellen; die Bemühungen scheiterten jedoch an dem wiederholt auch direkt angesprochenen Hochschulministerium der DDR; erst der neue Gesundheitsminister deutete schon vor dem Umbruch 1989 eine Teilnahmemöglichkeit an, sodass dieses alte Ziel trotz mancher Widerstände in Zukunft hoffentlich erreicht werden kann. Die holländischen Fachkollegen, die die Bedeutung dieses Stipendiums sofort erkannt hatten und gern daran teilgenommen hätten, wurden im Hinblick auf die Kollegen der DDR zunächst vertröstet.

c) Reiseroute

Weil die „ACADEMY“-Tagung (AAOS), wo „man“ sich trifft, mit den sich darum herumrankenden Kongressen spezieller Fachgesellschaften das größte, interessanteste und eindrucksvollste orthopädische Ereignis des Jahres darstellt, stand der Besuch dieser immer im zeitigen Frühjahr stattfindenden Veranstaltung anfangs weit am Beginn der Rundreise, zumal hier die Möglichkeit besteht, sich bei den späteren Gastgebern vorzustellen. Da jedoch die amerikanischen Kollegen in den vorhergehenden Tagen durch ihre Kongressvorbereitungen stark in Anspruch genommen sind, wurde zeitweise der einwöchentliche Englandaufenthalt mit dem Besuch zweier Zentren an den Anfang gesetzt, zumal bei umgekehrter Reiseroute nach dreiwöchigem Besuch nordamerikanischer Kliniken – einschließlich traumatologischer Arbeitsstätten – und anschließend einwöchentlichem Aufenthalt in zwei kanadischen Zentren, sich doch Ermüdungserscheinungen zeigten.

Die Abstimmung der Reisewünsche erfolgt möglichst bald nach der Zuerkennung des Stipendiums bei einer Zusammenkunft der Stipendiaten mit Mitgliedern der Kommission, aufgrund persönlicher Beziehungen zu führenden nordamerikanischen Kollegen, besonders zu Herrn McEWEN. Bezüglich Englands bestanden besondere Kontakte vor allem zu Herrn DUTHIE, Oxford, und Herrn B. T. O’CONNOR, Oswestry. In Kanada beriet uns Herr SALTER, Toronto, später auch Herr UTHHOFF, Ottawa. Wertvolle organisatorische Hilfe verdankten wir der Exekutivsekretärin der Academy, Frau Louis STRATEMEIER. Als unermüdlicher Koordinator und „Telephonator“ während der Tour diente anfänglich Herr HENKEL, später die Sekretärin Herrn McEWENs, Wilmington.

1984 ging von Herrn MCEWEN und dem Herausgeber des J. Bone J. Surgery, Herrn P. H. CURTISS jr., als Zeichen der Anerkennung und zur Aufwertung des Stipendiums, die von uns gleich aufgegriffene Anregung aus, die Einrichtung durch lockere Anbindung an die führende AOA in den USA fester zu verankern und zu institutionalisieren, zumal dadurch die außerordentlich aufwendigen Reisevorbereitungen erleichtert und verbessert werden konnten. So wurden seit 1985 von dem damaligen, sehr engagierten Leiter des Exchange Fellowship Committee der AOA, Herrn KANE, Chicago, Besuchsvorschläge interessanter, jüngerer Persönlichkeiten, die bei uns zwar noch weniger bekannt, aber mit zukunftsträchtigen Entwicklungen befasst waren, unterbreitet, ebenso entsprechende Routen und exakte Terminierungen. Unsere Kommission koordinierte diese Anregungen mit den Wünschen der Stipendiaten um so lieber, als es zweckmäßig erschien, nicht ständig die gleichen angloamerikanischen Kollegen zu belasten, die meistens nicht nur das wissenschaftliche, operationstechnische und Demonstrationsprogramm, sondern auch die gesellschaftliche Seite teilweise aufwendig gestalteten. Vielen Zentren galt der quasi offizielle Besuch unserer Stipendiaten als Auszeichnung, was andererseits aber gelegentlich auch zu Empfindlichkeiten seitens nicht Berücksichtiger oder nicht richtig eingeordneter oder angeschriebener Departementsleiter geführt hatte.

Wir sind Herrn KANE, der uns diese gelegentlich delikate Aufgabe abnahm, um so mehr zu Dank verpflichtet, als er sich angesichts des begrenzten Reisebudgets der Stipendiaten nicht nur immer wieder um einen Erlass von Teilnahmegebühren, sondern auch um preiswerte Unterkünfte bemühte. Seither mussten wir nicht mehr um Nachlässe bitten. Sein Nachfolger wurde Herr URBANIAK und neuerdings Herr McEWEN.

Es ist nach 12 Jahren jetzt an uns, trotz der Sprachbarrieren erkenntlich zu zeigen, einen neuen Anlauf zu nehmen und die oft gezeigte Gastfreundschaft zurückzuzahlen, indem wir unsere anglo-amerikanischen Kollegen zu organisierten Gegenbesuchen herausragender orthopädischer Arbeitsstätten der drei deutschsprachigen Länder einladen. Damit würde der Einbahnstraßen-Charakter des Stipendiums aufgehoben und ein echtes Austauschprogramm institutionalisiert.

d) Vorbereitungen und Durchführung der Gruppenreisen

Das folgende Einführungsschreiben wurde mit geringen Abwandlungen zur Information an die wechselnden Präsidenten der verschiedenen Fachgesellschaften und die Gastgeber gerichtet, unter Beifügung der stets interessierenden Reiseroute.

„Mr. President:

The Austrian Society for Orthopaedics and Orthopaedic Surgery, the Swiss Society for Orthopaedics and the German Society for Orthopaedics and Traumatology have founded a joint travelling fellowship a few years ago. It is sponsored by the three Societies and A.O.-International.
It has  been instituted to give young Orthopaedic surgeons of the Germanspeaking countries a change to promote their studies in basic and clinical research y visiting outstanding Orthopaedic centres abroad, and to establish personal contacts with colleagues working in a common field. We regret that – at least so far – we have not been able to integrate collegues from Eastern Germany into the Programme.
It is the aim of this travelling fellowship to visit centres in the United States, Canada and the United Kingdom. The group usually will consist of one Austrian, one Swiss and two German collegues.
After their return they will give a report to the commission, which will be published.
The main criteria for the selection of the candidates are: A sound experience in clinical Orthopaedics, outstand contributions to basic or clinical research, a good knowledge of the English language and the capability to contribute at the centres they visit by lectures on aspects of their fields of research.
The three Orthopaedic Societies and the A.O.-International are extremely grateful for the positive response from your side in the past. They express the hope that this travelling fellowship of 6 weeks duration will be a nucleus for a fruitful and longstanding cooperation between Germanspeaking and Anglo-American collegues.
Enclosed you will find a itinerary of the group which will be sent to the respective centres together with a curriculum vitae.
Thanking your society for the cooperation, I am

Sincerely yours,
Chairman of the commission.”

Den Gastgebern wurden ursprünglich gleichzeitig auch Besuchs- und Terminwünsche, jetzt nur noch frühzeitig die Anschriften, Lebensläufe mit Bild und wissenschaftlichen Schwerpunkten der Stipendiaten zugesandt, sowie Titel und möglichst Zusammenfassungen der Stipendiaten-Vorträge, um ihnen die jeweilige – oft gedruckte – Programmzusammenstellung mit den eigenen Vorträgen und Demonstrationen zu erleichtern. Das sollte alles wegen Terminschwierigkeiten 1/2 Jahr im Voraus geschehen, um nicht in Zeitdruck zu geraten.

Schon bei dem Vorbereitungsgespräch der Reiseroute werden den vier Stipendiaten Richtlinien der Kommission mit auf den Weg gegeben, die auf entsprechenden Erfahrungen der anglo-amerikanischen ABC-Fellows, inoffiziellen Berichten der eigenen Stipendiaten und Rückmeldungen der Gastgeber beruhen: Die Gruppe soll als Botschafter ihrer Länder stets geschlossen auftreten und pünktlich, ausnahmsweise auch morgens um 7.00 Uhr, zur Stelle sein. Doppelzimmer sind in den anglo-amerikanischen Ländern besonders kostengünstig, wie sich auch ein Autotransport der Vierergruppe noch bewerkstelligen lässt. Das Gepäck sollte möglichst klein gehalten werden, auch wenn die Mitführung formeller und informeller Kleidung sowie von Geschenken anlässlich öfters stattfindender persönlicher Einladungen erforderlich ist.

Der Reisemarschall der Gruppe, sprachlich hinreichend auf der Höhe und möglichst schon reiseerfahren, muss nach genereller Zustimmung der Gastgeber alsbald mit dem oder den maßgeblichen Herren direkten Kontakt wegen genauer Termine, Ankunfts- und Abfahrtszeiten sowie der Unterkunft aufnehmen, um immer wieder auftretende Unsicherheiten der Gastgeber zu vermeiden. Sie machen die Einschaltung eines Koordinators nötig, der über sämtliche Termine informiert sein muss.

Nach dem Besuch sollte sich die Gruppe gleich persönlich kurz bedanken und später ein ausführliches Protokoll über alle Veranstaltungen nachreichen. Sie erleichtert damit dem Departementschef die Anfertigung des drüben oft erforderlichen jährlichen Rechenschaftsberichts und ebnet damit zugleich evtl. nachfolgenden Gruppen den Weg. Nach der Rückkehr ist für unsere Seite neben der Abrechnung die schnelle Übermittlung des offiziellen Reiseberichtes mit Foto erforderlich. Er wird nicht im offiziellen Organ der DGOT, der Z. Orthop. veröffentlicht – analog dem J. Bone J. Surgery mit seiner weiteren Ausstrahlungskraft –, sondern in unserem Mitteilungsblatt; Sonderdrucke stehen vor allem den Donatoren zur Verfügung.

Die Kommission bedankt sich ebenfalls bei den Gastgebern, die ihrerseits häufig zum Ausdruck brachten, dass sie die Auswahl ihrer Institution als Auszeichnung empfinden und von dem Auftreten unserer Stipendiaten beeindruckt wären, die sie mehrfach mit den ABC-Travelling Fellows verglichen. Der Stellenwert des ASG-Stipendiums wird drüben jedenfalls wesentlich höher als bei uns eingeschätzt. Die Stipendiaten dürfen dort als voll akzeptiert gelten.

Die einzelnen Gruppen kehrten begeistert und bereichert von den sechswöchentlichen anstrengenden Rundreisen zurück, beeindruckt auch von der vielfach überwältigenden Gastfreundschaft und persönlichen Zuwendung der anglo-amerikanischen Kollegen. Manche gegenseitige Freundschaften, nicht nur untereinander, wurden angebahnt.

Finanzierung

Die Billigung der österreichischen und schweizerischen Gesellschaften, auch zur Übernahme eines Sockelbetrages, lag bald vor; die Instrumentenhersteller wiesen jedoch auf ihre schlechte finanzielle Situation hin. Auch 10 größere pharmazeutische Firmen konnten sich nicht festlegen. Der Vorschlag, an orthopädische Chefärzte und niedergelassene Fachkollegen heranzutreten, wurde bald fallengelassen. Infolge weiterer Bemühungen ging Mitte 1977 die Initialzündung von der Firma Zimmer/Deutschland aus, die einen größeren Betrag in Aussicht stellte. Sie finanzierte allerdings stattdessen wesentlich das ähnlich konstruierte Chilestipendium der DGOT mit, nachdem sich durch Vermittlung Herrn MORSCHERs die AO International anfangs bereit erklärte, die jährlichen Kosten für zwei Stipendiaten zu übernehmen. Die DGDOT steuerte zunächst 15 000 DM bei, die österreichische und Schweizer Seite jeweils 4 000 DM, abgesehen von einer Selbstbeteiligung der vier Stipendiaten

Nach dieser finanziellen Absicherung gab die DGOT Ende 1977 endgültig grünes Licht, und die Statuten wurden von den damaligen Präsidenten der Gesellschaften, den Herren WITT, HOFER, SCHOLDER-HEGI und WILLENEGGER zum 1.4.1978 unterschrieben. Dies ist mithin der offizielle Beginn des Stipendiums.

Wegen der US-$-Kursschwankungen wurde bald eine Erhöhung auf 10 000 DM/Stipendiat erforderlich, und die DGOT ging mehrere Jahre in Vorlage. Nachdem die AO International auf 8 000 sFR für 3 Jahre zunächst zurückgegangen war, sprangen dankenswerterweise die Firmen Aesculap mit 10 000 DM und G. Thieme mit 3 000 DM jährlich ein. Der Differenzbetrag wird zur Zeit durch die drei Fachgesellschaften im Verhältnis 2 : 1 : 1 getragen, bis der Gesamtbetrag von 5 000 US-$ pro Stipendiat erreicht ist. Das Problem der Donatoren liegt darin, dass sie in dieser schnelllebigen Zeit im Geschäftsleben kaum mehrjährige feste Zusagen im Voraus machen können und dass ständig mit Kursschwankungen des Dollars zu rechnen ist.

ASG-Fellowkreis

Zur Pflege des Zusammengehörigkeitsgefühls schlossen sich die bisherigen Stipendiaten auf die Initiative Herrn SPRINGORUMs hin nach der 5. Reise im Sommer 1983 zum „Kreis der ASG-Fellows“ zusammen. Herr SPRINGORUM wurde gleich zum Sekretär gewählt, ist äußerst rührig und aktiviert die Mitglieder durch Rundbriefe. Alsbald präsentierte er ihnen, wie in den anglo-amerikanischen Ländern üblich, einen besonderen ASG-Schlips. Dieser wurde von der Firma Winthrop gestiftet, die es aus Werbungsgründen als sinnvoll ansieht, gerade in diesen herausgehobenen Kreis zu investieren.

Einmal jährlich findet während des DGOT-Kongresses ein Abendessen statt, in welchem die letztjährige Reisegruppe in Wort und Bild über ihre Eindrücke berichtet und die nächstjährigen Stipendiaten mit Hinweisen auf ihre Tour versehen werden; daneben bespricht man besondere Anliegen. So wurden die Herren SALTER und McEWEN als herausragende Förderer zu „Ehrenfellows“ ernannt, ebenso der Verfasser. Jeder Fellow soll eine Urkunde bekommen.

Anlässlich des SICOT-Kongresses 1987 in München fand unter Teilnahme zahlreicher prominenter ehemaliger Gastgeber ein äußerst gelungener „Bayrischer Abend“ statt. Schon im Herbst 1986 hatten sich die Fellows anlässlich der Sitzung des internationalen Komitees der SICOT in Tübingen erstmals mit ihren wissenschaftlichen Vorträgen in englischer Sprache, wie bei diesen Sitzungen üblich, so eindrucksvoll vorgestellt, dass sie mehrere Vortragseinladungen ins europäische Ausland erhielten, nach Schweden – mit einem Gegenbesuch in Würzburg und Bad Mergentheim –, nach Rom im vergangenen Jahr, jetzt nach Spanien. Auf den österreichischen und neuerdings auch auf unseren westdeutschen Kongressen sind die Stipendiaten mehrfach als Gruppe hervorgetreten. Es gelang ihnen auch, die Instructional Courses der Academy, die einen entscheidenden Schritt in Richtung gehobene Fortbildung darstellen, mit großem Erfolg auf den Kongressen der DGOT einzuführen; weitere Neuerungen werden von diesem aktiven Kreis angestrebt.

Aus: Orthopädie Mitteilungen 2/1991

Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. H. MAU
Orthopädische Universitätsklinik
Hoppe-Seyler-Straße 3
72076 Tübingen